Wie macht sich Hass im Netz bemerkbar?
Von einem 💩 als Kommentar bis hin zu einem Video, von einem Retweet mit bösen Aussagen bis hin zu einem ausgewachsenen Shitstorm – Hass hat im Netz viele Formen.
Was ist Hate Speech?
Hate Speech kommt aus dem Englischen und bedeutet „Hassrede“. Dieser Begriff wird verwendet, wenn Menschen im Internet und in sozialen Medien Hasskommentare posten oder verbreiten (z.B. mit einem Retweet) oder in Kommentaren Vorurteile gegen bestimmte Gruppen äußern, oft gegen Menschen mit Migrationshintergrund, Andersgläubige oder Homosexuelle.
Eine genaue Definition des Wortes Hate Speech gibt es nicht, deshalb können Studien, die Hass im Netz zählen, auf unterschiedliche Ergebnisse kommen, je nachdem, was schon als Hass aufgefasst wird.
Warum hassen Menschen im Netz?
Es gibt viele Gründe, warum Menschen online Hass verbreiten. Mögliche Ursachen können sein:
- Wut über politische Entscheidungen
- Angst vor Veränderung
- Unwissenheit
- Neid
- Langeweile
- Unterschiedliches Verständnis von Spaß (schwarzer Humor, Ironie in Kommentaren, die verkannt wird)
- zur Machtdemonstration
Warum ist Hass im Netz problematisch?
- Unsichtbarkeit des Gegenübers – wenn wir jemandem persönlich begegnen, äußern wir viel seltener Hass. Da wir online unser Gegenüber nicht sehen können, fehlt eine Barriere und wir rasten online mehr aus.
- Weniger Toleranz im Netz – in der realen Welt sind wir oft bereit, uns auch andere Meinungen anzuhören, sind wir online, werden wir deutlich intoleranter.
- Geringere Wachsamkeit der Justiz – viele Straftaten im Netz werden von der Justiz nur selten belangt. Meist wird gar keine Anzeige erstattet, und oft agiert der Hassredner anonym oder unter einem Nickname. Die Strafverfolgung ist dann sehr schwierig.
- Fehlende Abschreckung – wenn mein Verhalten rechtlich folgenlos bleibt und ich keine Konsequenzen spüre, wenn ich online meinen Hass auf andere verbreite, was hält mich davon ab, es wieder zu tun?
Was ist so schlimm an Hasskommentaren?
Menschen, die Angst haben, Hasskommentare zu bekommen, schreiben aus Furcht selbst keine Beiträge mehr. So schüchtern Hasskommentare Personen ein, die sich sonst an der Diskussion über ein Thema beteiligt hätten. Man spricht hierbei über „Silencing“ (Englisch, übersetzbar mit „zum Stillschweigen bringen“).
So schwindet die Vielfalt der Meinungen im Netz, und Hasskommentare bleiben in zu vielen Fällen unwidersprochen. Dadurch kann sich auch die Debattenkultur außerhalb des Internets ändern – Rassismus, Sexismus und andere Formen der Abwertung und Diskriminierung werden auf diese Weise allmählich salonfähig, wenn niemand widerspricht.
Im schlimmsten ist der Hass im Netz aber für diejenigen, die angegriffen werden. Das ist nicht lustig! Hass kann zu Stress führen, Angst und Unruhe erzeugen, ja sogar Depressionen hervorbringen. Das eigene Selbstbild wird in Frage gestellt und angezweifelt. Hiervon sind besonders stark Jugendliche betroffen.
Kann man dagegen vorgehen?
Jein – es kommt immer auf den Post drauf an. Wenn der Post klar eine Straftat ist, kann das angezeigt werden. Doch was ist strafbar?
Strafbar ist unter anderem:
- Volksverhetzung (zum Beispiel wenn zu Gewalt gegenüber Andersgläubigen aufgerufen wird)
- Öffentlicher Aufruf oder Billigung von Straftaten (zum Beispiel wenn die Ermordung eines Politikers gelobt wird)
- Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen (zum Bespiel wenn ein Foto eines Hakenkreuzes gepostet wird)
- Beleidigung (zum Beispiel wenn schlimme Schimpfwörter verwendet werden).
- Üble Nachrede (zum Beispiel wenn Gerüchte über andere verbreitet werden).
- Verleumdung (zum Beispiel wenn falsche Fakten über andere behauptet werden)
Was kann ich gegen Hass im Netz tun?
- Lass ihn nicht unkommentiert stehen. Sag, dass du diese Meinung nicht teilst, oder ihr widersprichst. Bleibe dabei aber immer höflich und respektvoll.
- Melde Kommentare, die du als Hate Speech empfindest – dann müssen die Betreiber der sozialen Medien überprüfen, ob der Kommentar stehen bleiben kann, oder gelöscht werden muss.
- Dokumentiere den Hass – erstelle Screenshots, damit du, falls der Post gelöscht wird, trotzdem noch rechtlich gegen ihn vorgehen kannst.
- Erstatte Anzeige – wenn der Post strafbare Inhalte enthält, kannst du damit zur Polizei gehen. Wenn du dir nicht sicher bist, ob eine Anzeige sinnvoll ist, kannst du dir bei der Polizei Rat einholen.
- Leiste Beistand – wenn Freunde, Familie oder Personen, die du kennst, Hass im Netz erfahren und dann stehe an ihrer Seite: Lass sie wissen, dass sie nicht allein sind.
Wie reagiere ich, wenn ich betroffen bin?
- Lies die Kommentare nicht – wenn du gerade mitten in einem Shitstorm steckst, tut es dir vielleicht besser, nicht den ganzen Hass zu lesen, den du abbekommst. Wenn du die Kommentare trotzdem lesen willst….
- Antworte nicht sofort – wenn du emotional aufgewühlt bist, solltest du nicht direkt antwortet. Lass dir Zeit.
- Log out – jetzt ist die beste Zeit, Dich – zumindest vorübergehend – aus den sozialen Medien zu verabschieden. Informierte Deine Freunde, dass du dich abgeschaltet hast.
- Binde deine Familie und Freunde ein – Sie können dir jetzt analog beistehen oder sich digital um deinen Account kümmern.
- Hilfe bietet auch der Helpdesk des Projektes „No Hate Speech Movement“. Er gibt Ratschläge, wie man sich vor, während oder nach dem Erhalt von Hate Speech verhalten sollte.